Freitag, 16. Februar 2018

Rauf auf die Gipfel! (Segenberg und Grünberg, Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Die Wiesenlandschaft zwischen Mergthal und Glasert liegt lieblich eingebettet zwischen verhältnismäßig hohen Bergen des Lausitzer Gebirges. Je nach Standpunkt des Betrachters zeigen sich diese Erhebungen aus unterschiedlichen Perspektiven, aber immer schön, wie wir es von diesen Gefilden nicht anders kennen. Dieser Kessel wird umfasst von Hochwald, Limberg (Jezevčí vrch), Grünberg (Zelený vrch), Glasertberg (Trávnický vrch), Dürrberg (Suchý vrch) und in einiger Entfernung der Lausche. Wir wollen den unmittelbaren Rund heute einmal abwandern und machen uns in Großmergthal (Mařenice) auf die Socken. Da uns die Örtlichkeiten im wesentlichen bekannt sind, haben wir uns als Höhepunkt vorgenommen, direkt zu den wohl selten begangenen Gipfeln zweier Berge vorzudringen, nämlich von Segenberg (Jelení vrch) und Grünberg.

Der Segenberg erhebt sich südlich von Großmergthal recht unspektakulär im Schatten des Limberg über den Weiden. Wir haben schon früher einmal die herrliche Aussicht nach Süden und Westen genossen und hoffen nun, vom Gipfel einen noch besseren Überblick zu erhalten, zumal wir am Hang des Berges einen Kahlschlag sehen. Der Aufstieg zum Gipfel ist sehr steil und unwegsam, aber leider wird die Mühe nicht belohnt, denn der Gipfel ist bewaldet. An der Nordflanke lädt zwar ein Fels zu einem Austritt ein, von dem man den nördlichen Sektor überblickt, aber die Wipfel des Jungwaldes, stören die Aussicht bereits wieder erheblich. 

Ein durch Felsen gesäumtes Tal trennt Segenberg und Limberg, hindurch führt der Weg zu den Dreihäusern (Třídomí, siehe Autowrackplatz). Hier trifft man unerwartet auf eine der größten Umweltsauereien, die uns bei unseren Wanderungen durch Nordböhmen begegnet: ein Autofriedhof mitten im Wald. Früher konnte man wenigstens den Weg noch passieren und zwischen den vor sich hin gammelnden Karossen hindurch schlüpfen. Heute ist alles verbaut. Kaum ist vorstellbar, dass das den Behörden nicht bekannt ist, also muss sich wohl eine mächtig schützende Hand darüber ausbreiten. Ein Stück davon entfernt herrscht wieder Friede, hier findet man den Altar der Hl. Dreifaltigkeit. 

Durch ein weiteres unscheinbares Felsental in der Kunnersdorfer Schweiz (Kunratické Švýcarsko) setzen wir unseren Weg hinauf zum Grünberg fort. Unweit des Ortes Kleingrün (Drnovec) führt parallel wieder ein Pfad hinunter ins Tal. Eine Markierung weist den Weg zur Waltro Höhle (Jeskyne Waltro). Hier verbarg sich die Widerstandsgruppe Walter Hofmann, die in der Gegend während des Zweiten Weltkrieg agierte. Die Gruppe um Hofmann war nicht die einzige sudetendeutsche Widerstandszelle, die gegen die Besatzer operierte. Das nutzte ihren Mitgliedern allerdings gar nichts, da sie später den Repressalien genauso ausgesetzt waren, wie der Rest der deutschen Bevölkerung.

Von Süden steigen wir auf den Grünberg, zunächst mit dem Ziel Schillerwarte. Von der Aussichtsplattform, die anlässlich Schillers 100. Todestages eingeweiht wurde, bietet sich einer der schönen Ausblicke auf die oben geschilderte Landschaft zwischen Mergthal und Glasert. Nun weiter hinauf zum vollständig bewaldeten Gipfel des Grünbergs. Nur die zu dieser Jahreszeit kahlen Bäume erlauben einen lockeren Durchblick zum Kleis (Klíč). Ein Aussichtsturm würde sich hier ausgesprochen gut bewähren, aber wie uns Dr. Hantschel berichtet: 

‚Die Absicht der Zwickauer, auf dem Gipfel aus Anlaß des vierzigj. Regierungsjubiläums Kaiser Franz Joseph I. einen Aussichtsthurm zu errichten, scheiterte an der Weigerung der kais. Domänenverwaltung.‘

Aber während des steilen Abstieges an der Ostseite des Berges erfassen wir über einen Kahlschlag hinweg ein zauberhaftes Landschaftsbild. 

Der Rückweg führt uns entlang der Lehnen des Glasertberges. Von hier überschauen wir das Terrain um Mergthal von der anderen Seite. Kaum zu steigern ist der ergötzende Blick von dem oft besuchten Wanderrastplatz am Hang des Knespelberges (Knespelův vrch) über die Weite Mittelgebirgslandschaft. Wir können für uns beanspruchen, dass dieser idyllische Flecken offenbar zuvor weder von Paudler noch von Hantschel oder Theodor Schäfer erkundet und beschrieben wurde; nur die Autoren der Seiten des Lausitzer Gebirges kennen sich hier ordentlich aus. Nun noch ein schneller Abstecher zum beeindruckenden Kreuzturm (Křížová věž) am Rabenstein und dann hurtig, aber schon ziemlich fußlahm, zurück zum Ausgangspunkt unserer heutigen Tour.

Die GPS-Daten zur Tour findet man hier.



Der Grünberg


Kaum noch Aussicht vom Gipfel des Segenberges


Felsental zwischen Segen- und Limberg




Spezial-Fordwerkstatt mitten im Grünen





Altar der Hl. Dreifaltigkeit




Aussicht vom Grünberg zum Limberg und zum Urteilsberg


Aussichten von der Schillerwarte




Der Trägerin muss das Kleidungsstück beim Aufstieg zum Grünberg sehr lästig gewesen sein


Unerwarteter Ausblick zu Tölzberg und Roll beim Abstieg vom Grünberg


Blick über Zwickau zum Kleis


Die Kalvarie bei Zwickau


An der Lehne des Glasertberges



Aussichten vom Knespelberg


Beim Kreuzturm



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